Rechtskraft

• materielle Rechtskraft § 318 ZPO, § 19 EGZPO

  • Wirkung

    1. prozesshindernde Wirkung

       • Klage mit gleichem Klagegegenstand unzulässigStreitgegenstand

       • Sonderfall: TeilklageTeilklage

    2. präjudizielle Wirkung

       • Klage mit anderem Klagegegenstand sachlich gebundenStreitgegenstand

       • Sonderfall: TeilklageTeilklage

  • obj. Grenzen

    1. Begrenzung auf Tenor

       • Beispiel

         abgewiesene Klage auf Herausgabe (§ 985 ZPO ) hat keine prozessvorgreifliche Wirkung bzgl. Eigentum

       • Beispiel

         A gewinnt erste Teilklage wg. Autounfall. Dem Urteil wird eine Haftquote von 40 / 60 zugrundegelegt. In neuem Prozess wegen erst nachträglicher Mietwagenrechnung kann er 25 / 75 verlangen

       • keine Rechtskraft bzgl. Einwendungen und Einreden des Beklagten

         • Ausnahme: Aufrechnung § 322 II ZPO hat RechtskraftProzessaufrechnung

    2. Erweiterung auf 'Kontradiktorisches Gegenteil'Ablauf des Verfahrens

    3. sonstige Erweiterung

       1. manuell durch Zwischenfeststellungsklage (§ 256 II ZPO)Feststellungsklage § 256 ZPO

       2. manuell per StreitverkündungNebenintervention, Streitverkündung, §§ 66, 72 ZPO

       3. automatisch durch 'Ausgleichszusammenhänge', § 242 BGB

          • Lösung über § 242 ZPO iRd BeweiswürdigungBeweis (Zivilverfahren,ZPO)

    4. Beschränkung, wenn sich ergibt, dass aufgr. nur dilatorischer Einwendung abgewiesen wurde

       • Beispiel

         insb.: (noch) mangelnde Fälligkeit

       • Beispiel

         1

         auch, wenn sich Beschränkung nicht aus dem Tenor ergibt

         • Beispiel

           Die Klage wird als derzeit unbegründet abgewiesen

         • Einschränkung in Entscheidungsgründen (Obersatz) genügt

       • Beispiel

         2

         Sonderfall: VU gegen den Kläger (§ 330 ZPO )Versäumnisverfahren § 330 ff. ZPO

         • Arg.: keine Prüfung der Schlüssigkeit, also nicht Abweisung wegen dilat. Einrede

  • subj. Grenzen

    • für die Parteien

      • inter partes Wirkung § 325 I ZPO 1. Alt.

    • für RechtsnachfolgerRechtskraft bzgl. Rechtsnachfolgern

    • für Dritteparteienbezogene Zulässigkeits Voraussetzungen

      • Erstreckung bei ProzessstandschaftProzessstandschaft

        • gesetzliche Prozessstandschaft

          • bei § 327 ZPO (+)
            • Testamentsvollstrecker
          • bei § 432 BGB (-)Gläubigermehrheit
            • aber doch (+), wenn die Anderen zugestimmt haben

        • gewillkürte Prozessstandschaft

          • Rechtskrafterstreckung (+)

      • vgl. auch: Nebenintervenient, StreitverkündungsempfängerNebenintervention, Streitverkündung, §§ 66, 72 ZPO

        • dogmatisch keine Rechtskraftwirkung aber von Wirkung (§ 68 ZPO ) ähnlich

      • zugunsten der Versicherung / des Versicherten, § 114 VVGStreitgenossenschaft §§ 59 ff. ZPO

      • Erstreckung in Folge von materiell rechtlicher Abhängigkeit

        • nur teilweise gesetzl. geregelt!

        • 3

          zugunsten akzessorisch Haftender SG/G'fter §§ 768 I, 1137 I, 1211 I BGB

          • dann schon neue Klage unzulässig (nicht bloß präjudizielle Wirkung)Zulässigkeit der Klage

        • (P) Wirkung auch zulasten v. SG/G'fter

          • e.A.: ja
            • Arg.: Akzessorietät gem. § 767 I S.1 BGB
          • 4

            h.M.: nein, nur zugunsten des SG
            • Arg.: mat. Bestand wird durch Urteil nicht berührt
            • Arg.: keine Hinderung an Ausübung eigener Einreden
          • Ausnahme: Prozessbürgschaft
            • Arg.: hier gerade Sinn der Sache
          • Ausnahme: § 129 I HGB Erstreckung zul. von G'ftern
            • nicht prozesshindernd, sondern nur präjudiziellBeweis (Zivilverfahren,ZPO)

        • Erstreckung auf Gesellschaft

          • grundsätzlich keine Abhängigkeit
            • Folge: wenn es gegen die G.fter nicht läuft, kann man G.ft verklagen
              • Haftung für G.fter droht aber nicht, da insoweit Rechtskraft (+) → nur mittelbare Haftung
          • Erstreckung von Urteil gegen alle G'fter auf Gesellschaft (GbR)
            • e.A.: Rechtskrafterstreckung aus § 129 HGB (analog)
              • Arg.: § 736 ZPO - wenn eh alle G'fter verurteilt sind
              • con.: in § 129 HGB geregelt ist nur der umgekehrte Fall → Urteil gg. G.ft wirkt gegen G.fter
            • Rechtskrafterstreckung (-)
              • Arg.: Titel gegen alle G.fter gem § 736 ZPO müssen nicht gleichzeitig erstritten worden sein → Interessen der G.ft allein durch Beteiligung nicht zwingend gewahrt
              • Arg.: § 325 ZPO

        • UrteilSchuldnervs.Sicherungsgeberhat keine Wirkung ggü. Gl

• formelle Rechtskraft

  • 705

    • iVm §§ 517, 544 ZPO

    • Definition

      Zeitpunkt, in dem Unanfechtbarkeit und materielle Rechtskraft eintreten

    • (P) Zustellungsprobleme, § 166 ff. ZPO Zustellung von Schriftsätzen §§ 166 ff. ZPO

  • Klausurformulierung: ... das Urteil wird rechtskräftig / müsste mat. / form. Rechtskraft gewonnen haben